Dies sollte eine Dokumentation darüber werden, was Erstspender bei Ihrer Spende zu erwarten haben, die Gerüchte und Mythen sollten dabei ausgeräumt werden. Sollte… Aber starten wir einfach von Anfang an.
Das Schwierigste ist es wie immer, überhaupt Menschen zur Blutspende zu bekommen. Das ist bei jungen Erwachsenen, die die Zielgruppe dieser Dokumentation waren, nicht anders, als bei der restlichen Bevölkerung. Ein erster Aufruf in Facebook brachte gerade eine Resonanz mit dem Hinweis, dass man leider nicht in die gewünschten Kriterien passen würde, die Aktion aber auf jeden Fall interessant findet.
Der zweite Aufruf war vielversprechender. In den Kommentaren zum Beitrag fanden sich sieben junge Erwachsene, die ihr Interesse bekundeten. Diese Sieben wurden dann direkt angeschrieben und aus den Sieben wurden ganz schnell fünf, welche überhaupt auf die Nachrichten antworteten.
Viele Fragen konnten nun in direkten Chats im Vorfeld geklärt werden und wir verabredete uns für den nächsten Spendentermin, welcher etwa eine Woche später stattfinden sollte. Innerhalb dieser Woche verließen zwei weitere die eingerichtete Chat-Gruppe, einfach so, ohne ein Wort. Wir hatten mit Schwund gerechnet, aber nicht so schnell.
Donnerstag, 26. Juli, der Tag an dem die restlichen drei Erstspender anderen jungen Leuten zeigen wollten, wie es bei einer Blutspende vor geht, was wirklich passiert und was nicht. Es sind über 30°C draußen, die Sonne brennt von oben. Unbemerkt hatte sich morgens eine weitere Person aus der Gruppe verabschiedet, leider auch wieder ohne Grund und ohne ein Wort.
Die Hoffnung, dass von ursprünglich sieben jungen Personen noch zwei zum Spendentermin kommen würden blieb. Etwa zwei Stunden vor dem vereinbarten Termin kam die Nachricht von einem, er würde sich gleich auf den Weg machen.
Am Treffpunkt kam dann auch sehr pünktlich ein junges Pärchen mit Kind und Kinderwagen. Der junge Mann war Bryan, 19 Jahre jung. Seine junge Freundin selbst will nicht spenden, begleitet nur ihren Freund zum Treffpunkt. Wir warten zusammen auf die junge Dame, die noch auf sich warten lässt. Bisher gab es joch auch keine Nachricht, dass sie nicht kommen würde.
20 Minuten nach dem geplanten Treffen beschließen wir das ganz als One-Man-Show zu starten. Einer ist besser als keiner und auch einer kann etwas bewirken, soweit der Plan.
Die Kamera im Anschlag der erste Schritt: Die Registrierung. Die Daten sind schnell eingegeben und Bryan erhält seine Papiere und den Fragebogen. Viele Fragen zu seiner Person, seiner medizinischen Vergangenheit und eventuellen Erkrankungen. Dazu die Entscheidung zum eventuellen anonymen Selbstausschluss.
Herr Zientek, einer der langjährigen Mitarbeiter beim Spendentermin klärt Bryan darüber auf und führt ihn etwas durch den Papierkram. Den Fragebogen von etwa drei Seiten muss Bryan aber selbst bewältigen.
Nachdem dies erledigt ist geht es zum Arzt, und hier ist etwas Geduld gefragt. Zwei Ärzte prüfen alle Spendenwillige auf ihre Eignung und so entsteht natürlich etwas Andrang. Hier wird jeder Spender unter die Lupe genommen, egal ob Veteran mit 50 Spenden oder Erstspender. Etwa 20 Minuten vergehen, bis Bryan zur Ärztin kann. Hier werden nochmal die Personalien mit den Papieren verglichen und die Ärztin untersucht Bryan. Wir warten draußen.
Nach ein paar Minuten kommt Bryan mit langem Gesicht aus dem Untersuchungsraum: Ausschluss durch die Ärztin, denn Bryan ist zu leicht, ihm fehlt etwa ein Kilo. Spender müssen mindestens 50kg wiegen und diese Hürde nimmt Bryan leider nicht.
Hier kurz zur Erklärung: Spender müssen zwingend über 50kg wiegen, eines der Ausschlusskriterien. Nun lässt sich darüber streiten, ob man einen spendenwilligen jungen Mann wegen einem Kilo ausschließt. Die Kriterien zum Ausschluss wurden jedoch nicht nur zum Schutz der Spendenempfänger getroffen, sondern auch zum Schutz der Spender. Denn es nützt niemanden etwas, wenn der Spender sich selbst durch die Spende gefährdet.
Und so blieb an diesem Tag Bryan nur der Weg nach Hause zu Freundin und Kind, mit dem Gefühl, es zumindest gewollt zu haben. Bryan will es an einem der nächsten Termine nochmals versuchen, nachdem er etwas Gewicht zugelegt hat.
Unterm Strich zeigt es jedoch, wie schwer es ist, Erstspender zu finden und diese am Spendentag auch zur Blutspende zu bewegen; vor allem bei jungen Erwachsenen. Ein Argument könnten 30°C im Schatten sein, die man lieber im Freibad oder am Stausee verbringt. Ein anderer Grund könnte eine plötzliche Diagnose sein oder vielleicht ein persönliches Schicksal. Es könnte auch ganz einfach ein längerer Arbeitstag sein, oder, oder, oder… Es gibt viele Gründe, nicht zur Blutspende zu gehen, aber eigentlich nur einen, um hin zugehen:
Leben retten!
Vielen Dank an Bryan für seine Bereitschaft, die Erstspende begleitet durchführen zu lassen, auch wenn es am Ende nicht geklappt hat. Danke auch an die anderen, die ursprünglich bei der Aktion teilnehmen wollten.